Produktfälschung – Ein unlösbares Problem? 

Ein Meinungsbeitrag von Thorsten Kirschner, Senior-Branchenmanager Technische Industrie der “GS1 Germany GmbH”
Original oder Fälschung? Das knifflige Bilderrätsel, mit dem Illustrierte ihre Leser erfreuen, wird immer mehr zum Synonym für ein ebenso globales wie gewinnbringendes Vergehen: die Produktpiraterie. Die Wirtschaft muss weltweit rund 300 Mrd. Euro an Einbußen hinnehmen. Auf diese Zahl, rund 4 Prozent des Welthandelsvolumens, schätzt die Europäische Kommission den Schaden durch Produktfälschungen. Kfz-Ersatzteil, Lacoste-Hemd oder hochwertiger Rotwein: Kaum eine Branche, die nicht betroffen ist.  Da wird der Ruf nach Möglichkeiten zur Produktauthentifizierung, konkreten Maßnahmen zur Steigerung der Fälschungssicherheit und mehr Transparenz immer lauter. Welche Rolle kann Serialisierung in Verbindung mit offenen Standards in diesem Zusammenhang spielen?
Fälschungssicherheit durch Serialisieriung – Wie funktioniert das? 
Am Markt werden zahlreiche Sicherungsmerkmale statischer Natur, wie zum Beispiel Hologramme, zum Schutz vor Fälschungen eingesetzt. Sie sind alle am oder im Produkt selbst angebracht. Das Problem: Wenn es Fälschern einmal gelungen ist, diese Merkmale zu kopieren, bieten sie keinen Schutz mehr.
Anders verhält es sich bei der Serialisierung: Dabei wird jedes einzelne Objekt mit einer eindeutigen Nummer gekennzeichnet. Über diese eindeutige Nummer kann das Objekt weltweit verfolgt werden. Durch die Serialisierung werden aus anonymen Massenprodukten adressierbare Einzelstücke und damit eindeutig identifizierbare Originale – egal, um welche Art von Objekten es sich handelt. Die komplette Lieferkette vom Zulieferer über den Hersteller bis hin zum Kunden kann so überwacht und nachvollziehbar gemacht werden. Die Nummer bleibt mit der Einheit verknüpft, solange sie existiert. In Verbindung mit gespeicherten, individuellen Informationssätzen, elektronischem Datenaustausch und automatischer Datenerfassung hinterlässt das Objekt informatorische Spuren, die über die serialisierte Nummer nachvollziehbar gemacht werden können. Das heißt, es handelt sich bei diesem dynamischen Ansatz um die Kombination von eindeutiger Objektidentifikation mit einer transparenten und jederzeit abrufbaren Objekthistorie.
Weltweit eindeutige Nummernsysteme sind die Basis: Das GS1 System 
Die technischen Industrien, wie der Maschinen- und Anlagenbau, der Bahnsektor, die wehrtechnische Industrie, die Automobilindustrie, die Luftfahrtindustrie und die maritime Wirtschaft sind global agierend. Damit wird schnell klar, dass ein funktionierendes System der Serialisierung nur mit international harmonisierten offenen Standards der Identifikation und Datenerfassung aufgebaut werden kann.
Daher sind folgende grundlegende Anforderungen an ein Serialisierungssystem zu stellen:

  • Anerkennung bei allen Geschäftspartnern Globale Gültigkeit Überschneidungsfreiheit
  • Eindeutigkeit
  • Umfassendes System mit kompatiblen Bausteinen, bestehend aus Ident- Nummern, ergänzt durch randomisierte Seriennummern
  • Passende Systeme für die automatische Identifikation

Ein System, das all diesen Anforderungen gerecht wird, ist das GS1 System. Es erfüllt mit seinen global gültigen und anerkannten Standards alle Voraussetzungen, um Objekte mittels Serialisierung effizient verifizieren zu können.
Verifizieren entlang der Lieferkette 
Betrachtet man den Weg eines einzelnen Objektes durch die Supply Chain, hinterlässt es auf dem Weg vom Zulieferer über den Hersteller bis hin zum Kunden überall informatorische „Spuren“. Der eindeutige Identifizierungsschlüssel wird bei sämtlichen internen und unternehmensübergreifenden Schnittstellen gelesen – und zwar bei allen Partnern entlang der gesamten Lieferkette. Jede Warenbewegung wird erfasst, indem jeder Partner der Kette definierte Informationen festhält und in seinem EDV-System speichert. Warenströme werden transparent abbildbar und können exakt dokumentiert werden, wenn die vier folgenden Informationen erfasst werden:
Was (welches Objekt)
Wann (zu welcher Zeit)
Wo (an welchem Ort)
Warum (in welchem Geschäftskontext)
Mit diesen Informationen wird jede Objektbewegung über die gesamte Lieferkette automatisiert erfasst und bei jedem Partner im eigenen EDV-System aufgezeichnet. Damit die so entstandenen Daten unternehmensübergreifend genutzt werden können, bietet sich der Einsatz eines standardisierten Systems an: der EPC Information Service (EPCIS). Mit dem EPC Information Service als Schnittstellen- Standard werden komplexe Lieferketten vollständig transparent abbildbar. Die mittels EPCIS erfassten Daten werden als Ereignis (Event) bezeichnet, sodass jede Warenbewegung ein neues Ereignis bedeutet. Damit können über EPCIS jederzeit akkurate Daten zu einem Objekt zur Verfügung gestellt und bei Bedarf, zum Beispiel zur Verifikation, abgefragt werden.
Zusammenfassung 
Es bleibt festzuhalten, dass trotz aller ausgefeilten Technologien, die am Markt vorhanden sind, ein 100%iger Schutz vor Fälschungen nie erreicht werden kann. Das Konzept der Serialisierung in Verbindung mit offenen Standards jedoch erweist sich als eine kostengünstige und flächendeckend umsetzbare Methode, die den bestmöglichen Schutz vor Fälschungen bietet.
 

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