Was man zum Brot isst….
„Opson“ ist Altgriechisch. Von seiner Bedeutung her meint es: „was man zum Brot isst“, also eine (werthaltige) Beilage. Mit der Werthaltigkeit bei Lebensmitteln nehmen es viele auf der Welt nicht so genau. Es wird gefälscht, gestreckt, gepanscht was das Zeug hält. Kein neues Phänomen – schließlich ist der Betrug mit Lebensmitteln von Alters her eine wahre Geißel der Menschheit.
Drakonische Strafen erwarteten den Betrüger im Mittelalter. Das „Soester Stadtbuch“ aus dem Jahre 1350 sah für Weinpanscher die Todesstrafe vor. Eindrucksvoll ist auch die „Bäckertaufe“. Hier wurde der Delinquent in einen sogenannten „Schandkorb“ gesteckt und mit diesem in einem Fluss oder anderem Gewässer versenkt. Zuvor durfte er noch von der Bevölkerung gesteinigt werden.
Vielleicht liegt es an den heute vergleichsweise milden Strafen, dass Lebensmittelbetrug nicht nur weiter existiert, sondern inzwischen zum weltweiten Geschäftszweig der Organisierten Kriminalität geworden ist. Wir kennen inzwischen eine lange Reihe unappetitlicher Skandale. 1981 forderte die Panscherei mit Olivenöl über 750 Tote, rund 25.000 Menschen wurden vergiftet. Bekannt ist auch der Glykol-Skandal bei österreichischem Wein im Jahre 1985. Kaum ein Jahr später wird ein ähnliches Vorgehen in Italien aufgedeckt. Über 100 Menschen vergiften sich dort, 29 sterben. Und die Reihe lässt sich fortsetzen: Dioxin im Futtermittel, Pferdefleisch als billiger Ersatz für Rindfleisch oder seien es Tintenfischringe aus Schweinedärmen.
„Verbraucherinnen und Verbraucher in ganz Europa und auch in Deutschland können “sicher” sein: Die Gefahr durch gefälschte Lebensmittel ist nicht theoretisch, sie ist eine konkrete Gefahr in unserem Alltag.“
Seit 2011 koordinieren sich daher Interpol und Europol bei der Bekämpfung des Lebensmittelbetrugs. Die Maßnahmenreihe heißt „OPSON“. Waren beim Start zunächst zehn Nationen beteiligt, sind es inzwischen 61. Seit der fünften Operation ist auch die Bundesrepublik Deutschland aktives Mitglied dieses Bündnisses gegen die Organisierte Kriminalität.
Die jüngste Aktion dauerte von Dezember 2016 bis März 2017. Die Ergebnisse wurden heute vorgestellt. Demnach haben Polizeien und Zollbehörden insgesamt knapp 10.000 Tonnen und 26 Millionen Liter gefälschter, gepanschter und gestreckter Lebensmittel beschlagnahmt.
Deutscher Schwerpunkt: Haselnüsse
Haselnussprodukte bildeten diesmal den Schwerpunkt der deutschen Kontrollen. Die deutschen Behörden hatten sich für diesen Schwerpunkt der OPSON-Operation entschieden, da über die globalen Behördennetzwerke konkrete Hinweise auf Manipulationen bei diesen Erzeugnissen aufgekommen waren. Außerdem wurde die Entwicklung der Weltmarktpreise analysiert. Scheinbar geringe Preisunterschiede bei den Rohwaren werden für Fälscher zu einem Gewinn, wenn das Haselnussprodukt teilweise durch eine preiswertere Rohware ersetzt wird.
Ende des vergangenen Jahres wurden daher über einen Zeitraum von sechs Wochen 28 Hersteller von Haselnusserzeugnissen kontrolliert und 90 Erzeugnisse Dokumentenkontrollen beziehungsweise analytischen Untersuchungen unterzogen. An Grenzeingangsstellen wurden weitere 15 Erzeugnisse überprüft. Die Kontrollen umfassten insgesamt 545 Tonnen Ware. Bei 1.300 kg gerösteten gehackten Haselnüssen aus Georgien stellten die Untersuchungsämter eine Beimischung von Erdnüssen in Höhe von gut 8 % fest. Bei 500 kg Haselnusspaste aus Italien wurden Anteile von bis zu 45 % Cashewkerne nachgewiesen. Und bei einer anderen Sendung Haselnusspaste aus Italien wurden rund 27 % Mandeln ermittelt. Aufgrund der Höhe der festgestellten Anteile ist in allen Fällen von einer absichtlichen Zugabe auszugehen. Da im Falle der fehlenden Kennzeichnung der allergieauslösenden Erdnüsse und Schalenfrüchte auch eine unmittelbare Gesundheitsgefahr von den Erzeugnissen ausgeht, wurden die Waren aus dem Handel zurückgenommen.
“Die Dimension des Verbrechens und die direkte und nachgewiesene Verbindung zur Organisierten Kriminalität machen die Bedeutung dieses Bereiches der Sicherheit aus. Grund genug für die „Initiative Innovationskraft für Sicherheit in der Wirtschaft“ (IISW), sich in den nächsten Monaten eingehender mit diesem Bereich zu beschäftigen”, so Thomas Franke, Leiter der Initiative.