Immer mehr europäische Unternehmen in Schlüsselsektoren in ausländischer Hand
Die EU-Kommission hat erstmals einen Bericht über die Situation der ausländischen Direktinvestitionen in Europa veröffentlicht. Demnach gibt es einen kontinuierlichen Anstieg der Anzahl der Unternehmen mit ausländischen Eigentümern in europäischen Schlüsselsektoren sowie einen Anstieg der Investitionen aus Schwellenländern wie China.
Der Bericht belegt die Notwendigkeit einer wirksamen Umsetzung des neuen EU-Rechtsrahmens zur Überprüfung ausländischer Investitionen. Als Teil ihres im September 2017 vorgelegten Vorschlags zur Überprüfung ausländischer Direktinvestitionen in der Europäischen Union hat sich die Kommission zur Durchführung einer genauen Analyse dieser Investitionen verpflichtet.
EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström: „Dieser Bericht bietet einen umfassenden Überblick über Investitionen in der EU und zeigt einige wichtige Trends auf, die wir sorgfältig prüfen müssen. Europa profitiert sehr von einer offenen Investitionspolitik, aber wir müssen bereit sein zu handeln, wenn unsere Sicherheit und unser öffentliches Interesse gefährdet sind.“
Mehr als 35 % des gesamten EU-Vermögens sind im Besitz ausländischer Unternehmen.
Damit verfügt die EU eindeutig über eine der weltweit offensten Investitionsregelungen. Die Bestände ausländischer Direktinvestitionen, die von Anlegern aus Drittländern gehalten werden, beliefen sich Ende 2017 auf 6295 Mrd. EUR und sorgten in der EU für 16 Millionen direkte Arbeitsplätze. Traditionelle Investoren wie die USA, Kanada, die Schweiz, Norwegen, Japan und Australien sind mit einem Anteil von 80 % an sämtlichen in ausländischem Eigentum befindlichen Vermögenswerten in allen Sektoren der EU-Wirtschaft nach wie vor die bei Weitem größten Investoren, doch werden in dem Bericht auch weitere wichtige Trends festgestellt: Die Zahl der EU-Unternehmen mit ausländischen Eigentümern ist in den letzten 10 Jahren gestiegen. Die Investitionen staatlicher Unternehmen haben in den letzten Jahren rapide zugenommen. Unternehmen aus China, Russland und den Vereinigten Arabischen Emiraten haben 2017 in der EU dreimal mehr Unternehmenskäufe getätigt als 2007.
In einigen Schlüsselsektoren wie der Erdölraffination, der Arzneimittelindustrie, den elektronischen und optischen Erzeugnissen und den Elektrogeräten sind zahlreiche Unternehmen in ausländischer Hand.
Es gab einen Anstieg der Investitionen von Schwellenländern, insbesondere Chinas, im Flugzeug- und im Spezialmaschinenbau sowie Indiens in der Pharmaindustrie. „Offshore-Investoren“ kontrollieren 11 % der EU-Unternehmen in ausländischem Besitz und 4 % aller ausländischen Vermögenswerte in der EU. Sie werden zunehmend präsenter. Die Kommission wird daher die EU-weiten Investitionstendenzen weiter beobachten und zur Umsetzung des neuen EU-Rechtsrahmens zur Überprüfung ausländischer Investitionen beitragen.
Quelle: EU-Kommission, Forschungsstelle der Europäischen Kommission: Datenbank Unternehmen mit ausländischen Eigentümern
Den Bericht finden Sie hier: http://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2019/march/tradoc_157724.pdf
Hintergrund
Der Vorschlag zur Schaffung des ersten EU-weiten Rahmens zur Überprüfung ausländischer Direktinvestitionen wurde von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in seiner Rede zur Lage der Union 2017 vorgestellt. Nach der Zustimmung der Mitgliedstaaten im Rat am 5. März und dem positiven Votum des Europäischen Parlaments am 14. Februar soll die neue EU-Gesetzgebung zur Schaffung eines EU-weiten Rahmens für die Überprüfung von Investitionen nun im April in Kraft treten. Danach haben die Mitgliedstaaten und die Kommission 18 Monate Zeit, um die notwendigen Vorkehrungen für die Anwendung des neuen Mechanismus zu treffen. Die Vorbereitungen laufen bereits, unter anderem in Form eines regelmäßigen Austauschs von Informationen und bewährten Verfahren mit den Mitgliedstaaten in der 2017 eingerichteten speziellen Expertengruppe.