IISW unterstützt Forum des Behörden Spiegel
Anfang Dezember 2016 lud der Behörden Spiegel in Kooperation mit der Cyber Akademie und der Initiative Innovationskraft für Sicherheit in der Wirtschaft (IISW) zum „Führungskräfte Forum zur Lieferkettensicherheit“ nach Berlin.
Die Konferenz thematisierte die Herausforderungen an sichere Lieferketten, aber auch, welche Lösungsansätze derzeit diskutiert werden. Experten aus verschiedenen Branchen gaben dazu spannende Einblicke in ihre Arbeit. So berichtete Hans-Joachim Kensbock-Rieso aus seinen 45 Jahren im Polizeidienst. Der Polizeidirektor a.D. sprach über den illegalen Zigarettenhandel und betonte, dass der Zigarettenschmuggel ein sicherheits-, finanz- und gesundheitspolitisches Problem sei.
Kensbock-Rieso veranschaulichte seine Ausführungen anhand der Studie „Project Sun“ der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Darin wird der illegale Handel mit Zigaretten in der EU, Norwegen und der Schweiz untersucht. Eigene Einsichten in der Bekämpfung des illegalen Handels sammelte der Düsseldorfer Polizeidirektor a.D u. a. während seiner Beratertätigkeit in Afghanistan. Am Hindukusch unterstützte Kensbock-Rieso den Aufbau der früheren Polizei-Akamdemie in Kabul und war Berater des afghanischen Innenministers. Während seiner Auslandseinsätze gewann er die Erkenntnis, dass legale Lieferketten auch von Kriminellen genutzt werden.
Die Bekämpfung der Produktpiraterie gehört auch zur täglichen Arbeit der deutschen Zollbehörden. Auf dem Forum berichteten Mona Poppe von der Generallzolldirektion sowie Hendrik Becker vom Hamburger Zollamt Waltershof aus ihrer Arbeit, bspw. über den Einsatz am Hamburger Hafen. Eine wichtige Rolle bei ihrem Kampf gegen Marken- und Produktpiraterie spielt die Zentralstelle Gewerblicher Rechtsschutz, die als Ansprechpartner für von Produktfälschung betroffene Unternehmen fungiert. Allein im Jahr 2015 haben die Zöllnerinnen und Zöllner einen wirtschaftlichen Schaden von etwa 132 Mio. Euro verhindert.
Über die Herausforderungen des Zolls vor dem Hintergrund zunehmender Globalisierung und einer gestiegenen Bedrohungslage sprach Thomas Liebel, stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Zoll- und Finanzgewerkschaft. Der Fokus lag hierbei auf dem Unionszollkodex und der Einführung des Zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten (AEO – Authorised Economic Operator) zum besseren Schutz der Lieferkette. „Track&Trace ist derzeit bei allen Wirtschaftsteilnehmern ein Thema – nicht nur in der Tabak- oder Automobilbranche.“
Marina Bloch von der Bayer AG berichtete aus Unternehmenssicht über das Geschäft mit gefälschten Arzneimitteln und den massive Gefahren, die davon ausgehen. Der IISW-Partner Bayer unternimmt zahlreiche Aktivitäten, um den Handels mit Medikamentenfälschungen zu unterbinden. Eine große Herausforderung für die Pharmabranche liege in den illegalen Vertriebswegen über das Internet. „Im Zentrum unserer Bemühungen steht die Kommunikation mit den Konsumenten. Die Aufklärung über die Vielzahl an Risiken ist für den Kampf gegen gefälschte Arzneimittel unerlässlich“, so Marina Bloch.
Die wichtige Rolle innovativer Lösungen zur Sicherung der Lieferkette unterstrich Jens Ehrke, Abteilungsleiter Marketing Product Security & Value Print von der Bundesdruckerei. Anhand der aktuellen Debatte um die Rückverfolgbarkeit von Tabakprodukten im Rahmen der sogenannten Tabakproduktrichtlinie auf EU-Ebene legte Ehrke dar, dass Standardisierung und Kontrolle die entscheidenden Erfolgsfaktoren für Lieferkettensysteme sind.
Thomas Franke, Leiter der “Initiative Innovationskraft für Sicherheit in der Wirtschaft” (IISW) fasst zusammen: “Das hohe Interesse von Fachleuten aus verschiedenen Organisationen und Ministerien zeigt mir, dass unbedingter Bedarf besteht, die Sicherheit in der Lieferkette zu erhöhen. Für uns ist das Ansporn, weiter den branchenübergreifenden Austausch zu ermöglichen.”