Die USA bleiben Konfliktpartei in Syrien

Donald Trump lässt die USA aus Syrien abziehen. Doch das stimmt nicht. Er nimmt weiter massiven Einfluss auf die Region – und nutzt dabei die volle Bandbreite hybrider Kriegsführung.
Viel wurde in den letzten Wochen darüber spekuliert, was der Rückzug der USA aus Syrien wohl für die Region bedeuten wird. Die Tendenz, dass ihr Rückzug folgenlos bleiben wird, ist groß. Schon startete die Türkei Vorbereitungen, um in das entstehende Machtvakuum vorzustoßen und die verhassteYPG-Miliz zu bekämpfen. Doch nun springt der US-amerikanische Präsident stilecht per Tweet in die Bresche: „Wenn die Türken die Kurden angreifen, werden wir sie wirtschaftlich zerstören“, so @realDonaldTrump auf Twitter.
Die Türkei zeigt sich unbeeindruckt. Ist sie es wirklich? Natürlich nicht. Wenn der Oberbefehlshaber einer der mächtigsten Armeen der Welt einer kleinen Regionalmacht droht, kann dieser das nie egal sein. Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung definiert: „Konfliktparteien sind Individuen oder Vereinigungen, die deswegen relevant sind, weil sie von den anderen Parteien bei ihrem Entscheidungsprozess berücksichtigt werden.“
Donald Trump ist also noch lange nicht aus Syrien verschwunden. Seine schützende Hand schwebt über den Kurden. Nur tut sie das nicht mehr in Form von Drohnen oder Panzern. Trump nutzt die gesamte Bandbreite hybrider Kriegsführung und droht ökonomisch. Es handelt sich dabei um eine Waffe, die viel weitreichender ist und völkerrechtlich viel einfacher eingesetzt werden kann. Kein US-Boy muss sein Leben riskieren, kein syrisches Kind wird „killed by friendly fire“ – all’ diese dreckigen Nebenaspekte bleiben den USA erspart, wenn sie ihre Wirtschaft einfach dazu nötigen, den Handel mit der Türkei einzustellen. 
Wie eine solche Waffe funktioniert zeigte unlängst der Konflikt um Andrew Brunson, einen in den USA verurteilten US-Pastor. Zunächst hatten die USA Sanktionen gegen türkische Regierungsvertreter erhoben. Die Türkei revanchierte sich mit ebensolchen Maßnahmen. Am Ende wurde Brunson von der Türkei an die USA überstellt. Trumps neuester Move ist somit wohl kalkuliert und wahrscheinlich erfolgreich.

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