Selbstschutz vor Fremdschutz

General Hans-Lothar Domröse spricht eine alte Wahrheit gelassen aus und erntet dafür Aufmerksamkeit in deutschen Medien. Nach dem Interview in der „Welt titelt die F.A.Z.: „Deutscher Nato-General fordert massive Aufrüstung Osteuropas! Statt eigene schwere Waffen im Osten zu stationieren, sollte man die Partner lieber aufrüsten, sagt der Nato-Oberbefehlshaber für Mittel- und Osteuropa.“ Was Domröse hier sagt, ist eine Selbstverständlichkeit.
Bündnissolidarität entledigt kein Mitglied der NATO von der Verpflichtung, erst einmal selbst für ausreichenden Eigenschutz zu sorgen.Vor wenigen Tagen wurde über die Medien noch kolportiert, wie wenig die Deutschen bereit seien, im Rahmen des NATO-Verbundes sich auch am Ukraine-Konflikt zu beteiligen. Was sich unsolidarisch anhört, verleugnet aber die Tatsache, dass gleichzeitig eine Mehrheit der Deutschen für die Wirtschaftssanktionen gegen Russland sind. Militärische Beteiligung ist aber eben doch noch eine andere Stufe. Am Ende ist es ganz einfach: Jedes Mitglied der NATO muss für die eigene Verteidigungsfähigkeit sorgen in Anlehnung an eine alte Regel in der Ersten Hilfe: „Selbstschutz vor Fremdschutz“. Es würde auch zur De-Eskalation beitragen, wenn mögliche und begrenzte Scharmützel nicht gleich den Bündnisfall heraufbeschwören.
Was ist jedoch das eigentlich Bemerkenswerte an Domröses Bemerkung? Die Tatsache, dass das Thema von einem deutschen General aufgegriffen wird. Deutschland selbst hat seine Verteidigungsfähigkeit in den letzten Jahrzehnten beeindruckend herunter gewirtschaftet. Nun gerade von Partnern und Freunden an der „Frontlinie“ zu verlangen was man in Deutschland selber nicht zu leisten in der Lage war – das ist das eigentlich Bemerkenswerte.
Ebenso bemerkenswert, dass Statement von General Domröse in der „Welt“ zum IS: „Der IS hat Fachleute, die militärisch geschult sind. Und er hat sehr viel Geld, die Terroristen können sich teure Hightech-Waffen leisten und bedienen. Die Bedrohung durch den IS wird durch die Nato-Führung kontinuierlich und intensiv beobachtet. Derzeit erkenne ich aber nicht, dass die Allianz sich neu positioniert.“ Der Islamische Staat (IS) besteht jedoch schon seit 2003. Wie lange wollen wir noch abwarten?

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