Nichtstaatliche Interessengruppen werden zu Kriegsparteien

Nichtstaatliche Interessengruppen werden zu Kriegsparteien

10 Thesen zur Veränderung im Verteidigungsbereich – Teil 2: Warum Firmen schießen lernen sollten

Während die Staaten immer kriegsmüder werden, werden nichtstaatliche Interessengruppen immer aktiver und aggressiver, um für ihre Interessen zu kämpfen oder sie zu verteidigen. Dabei kann es sich um religiöse und soziale Gruppen oder um geografisch ausgerichtete Unabhängigkeitsbewegungen handeln, wie wir in den letzten Jahren beobachten konnten. Im Hinblick auf die Fähigkeit, viel Geld für Waffen auszugeben, sind jedoch vor allem zwei Gruppen von größerem Interesse: private Sicherheitsdienste, die eine aktivere Rolle bei der Sicherheit spielen, und Industrieunternehmen oder Konsortien, die es als Notwendigkeit erachten, ihre Interessen selbst zu verteidigen und die Integrität und Sicherheit ihrer eigenen Waren, ihres geistigen Eigentums und ihres Personals zu gewährleisten. 

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich Unternehmen im Rahmen einer sich entwickelnden umfassenderen politischen Verantwortung und eines Rückzugs von Staaten aus derartigen Sicherheitsbereichen zunehmend paramilitärisch engagieren werden. Das tun sie schon heute, wenn es um die Sicherung von Schiffen, Waren und Menschen auf Schifffahrtslinien, Transportwegen in instabilen Regionen und in Bezug auf ihre eigenen Einrichtungen geht. Die Sollbruchstelle staatlicher und privater Interessen ist die Multinationalität der privaten Wirtschaft. Unternehmen denken in Märkten, nicht in nationalen Grenzen. Warum sollte also ein Staat ein Unternehmen besonders protegieren oder gar militärisch absichern, während dieses Geschäfte mit Ländern macht, denen der Heimatstaat kritisch gegenüber steht?

Werden sich große Unternehmen also eigene paramilitärische Einheiten anschaffen? Beide Seiten, Staaten und Unternehmen, werden wohl eher zunehmend private Sicherheitsdienste beauftragen. Und diese werden High-End-Militärausrüstung, wie automatisierte Aufklärungssysteme, Drohnen, KI und alle Arten von Waffensystemen benötigen. In diesem Zusammenhang spielen Waffensysteme mit einstellbarer Wirkung, i.e. Letalität wahrscheinlich eine zunehmend wichtige Rolle. Sie können auf die jeweilige Gefahrensituation hin justiert werden. Ein hilfreiches Instrument für Unternehmen, die zwar ihre Waren und Personal schützen, jedoch sich nicht dem Vorwurf ausgesetzt sehen wollen, Killer zu sein.

Demnächst Teil 3: Warum klare Zuordnungen von “Krieg” und “Frieden”, “Freund” und “Feind” verschwimmen

Thomas Franke

Thomas Franke has been working for more than 30 years in the field of security and defense. One of the main focuses of his recent activities is the "Forum Vernetzte Sicherheit gGmbH," which he founded. This is a news portal and network dedicated to promoting interdisciplinary exchange on all essential aspects of security. During his work as an advisor in the German Bundestag, Franke became familiar with the concept of synergistic security. It's NATO affiliation is the "comprehensive approach". He adopted this approach and consistently emphasized security aspects during his numerous roles as soldier, researcher, press officer and publisher. Through this, Franke gained expertise not only in the military domain but also in financial security, corporate risk management, political and societal risks. Among other initiatives, Franke advocates for research projects that enable a new security architecture through collaboration between civilian, governmental, and scientific actors (Public-Private Partnerships/PPPs). Until March 2021, he led a bilateral research project on security in pharmaceutical logistics, funded by Germany's Federal Ministry of Education and Research (BMBF) and Austria's Ministry for Innovation and Technology (BMVIT). Most recently, Franke is mainly focused on cognitive warfare, Enterprise Architecture Management and human performance modification for the Federal Armed Forces of Germany.