Forum Vernetzte Sicherheit

In-depth considerations on synergistic security

Konsolidierung und Digitalisierung – Die Sicherheitsbranche im Umbruch

Die bundesweit tätige Dienstleistungsgruppe KÖTTER Services hat ihren Umsatz im vergangenen Jahr auf 549 Millionen Euro gesteigert. Das ist ein scheinbar moderates Wachstum von nur 0,7 Prozent im Vergleich zu dem von knapp neun Prozent im Vorjahr. Bei KÖTTER ist man dennoch zufrieden. Wohl auch, weil die gesamte Branche für das vergangene Geschäftsjahr andere Zahlen vermelden wird.
Was nach einem neuen „Rekordwert“ bei KÖTTER klingt, mag angesichts der Branchenentwicklung in den letzten Jahren verwundern. KÖTTER definiert sich schon aus der Tradition heraus über Sicherheitsdienstleistungen. Die sogenannte “Lünendonk-Liste 2017“ vom Oktober letzten Jahres spricht mit Blick auf die Performance der führenden Sicherheitsdienstleister von „Rekordwachstum“ und meint damit Umsatzzuwächse um die siebzehn Prozent – ist also in ganz anderen Dimensionen unterwegs als KÖTTER. Dennoch heißt es dort: „Das anhaltende Wachstum unterstreicht, dass wir in allen Geschäftsbereichen zukunftsfähig aufgestellt sind.“ Denn: Innerhalb weniger Monate hat sich in der Branche etwas getan. Die Lünendonk-Liste greift auf Daten aus dem Jahr 2016 zurück. Die jüngsten Zahlen von KÖTTER aus 2017 zeigen nun: dieses rasante Branchenwachstum hat sich nicht verstetigt. 2017 ist eben nicht 2016.
Auch wenn noch keine Gesamtzahlen für die Branche vorliegen, der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) ordnet die Zahlen ein. Der Boom der Vorjahre war unmittelbar mit der Flüchtlingswelle verknüpft und wird sich mit Blick auf das Geschäftsjahr 2017 so nicht wiederholen. Noch Mitte 2016 konnten tatsächlich branchenweite Quartalszuwächse beim Umsatz von über vierzig Prozent vermeldet werden. Die Zahl der Beschäftigten wuchs damals ebenfalls rasant um knapp 18 Prozent im Quartal. Doch die Sonderkonjunktur durch die Flüchtlingswelle und die damit verbundenen exorbitanten Umsatz- und Personalzuwächse sind vorbei. Die Branche stellt sich auf massive Veränderungen ein.
So stellt KÖTTER fest: „Wachstum ist kein Selbstzweck, sondern muss immer auf gesunder Substanz basieren, so Friedrich P. Kötter, unter anderem Verwaltungsrat beim gleichnamigen Familienunternehmen. „Erfolg durch Dumpingangebote, auf den immer mehr Marktbegleiter setzen, gibt es mit uns nicht“, erklärt Friedrich Kötter weiter. „Selbst wenn daraus punktuelle Auftragsverluste resultieren. Aber wir tragen Verantwortung für alle Beschäftigten.“
Heute ist man beim Branchenverband BDSW froh, dass das ungesunde, heißgelaufene Wachstum der Vorjahre für das Geschäftsjahr 2017 wohl insgesamt auf moderate fünf bis sechs Prozent beim Umsatz gesunken ist. Auch den starken Zuwachs beim Personal musste die Branche erst einmal verdauen. „Wir sind heute stolz darauf, große Teile des qualifizierten Personals auf anderen Positionen weiter beschäftigen zu können“, so Silke Wollmann, Pressesprecherin des Verbandes.
Andere Bereiche – das ist vor allem die Techniksparte. Die Sicherheitswirtschaft wird digitaler, auch der Objektschutz wird technischer. Die Firma KÖTTER stellt fest: „Wesentlicher Grund für die Konsolidierung der Beschäftigtenzahl bei jetzt 18.600 Mitarbeitern (- 1,6 %) sind die fortschreitende Technisierung und Digitalisierung auch bei den unternehmensnahen Dienstleistungen.“
Welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Beschäftigungszahlen bei KÖTTER konkret hat, scheint noch nicht klar zu sein. Sicher ist jedoch, dass die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Kernelement der Sicherheitsbranche insgesamt sein wird. Schnell angelerntes Sicherheitspersonal ist nicht die Zukunft. KÖTTER kann sich es sich zum Beispiel als großes Unternehmen leisten, eine eigene Akademie mit neun bundesweit verteilten Ausbildungszentren zu unterhalten. Umso wichtiger, die ausgebildeten Fachkräfte dann auch langfristig an das Unternehmen zu binden und nicht an den Wettbewerb zu verlieren.
Aber nicht nur bei der Personalstruktur und -qualifikation innerhalb der Unternehmen ändert die Digitalisierung und Technisierung vieles – auch die Performance gegenüber Kunden wird umfassender. Entscheidende Impulse für die Zukunftsentwicklung sollen bei KÖTTER von der Digitalisierungs-Offensive ausgehen, die mit der neuen „Notruf- und Serviceleitstelle“ (NSL) ausgehen. „Diesen Weg wollen wir mit Hochdruck fortsetzen und unsere Smart Service Solutions um hochdigitalisierte Komponenten wie Abruf von Live-Informationen, digitalisierte Qualitätskontrollen oder digital optimierte Prozesse beim Personalmanagement ausbauen“, betont das Familienunternehmen. Gleichzeitig werde Security 4.0 umfassende Antworten auf die wachsenden Herausforderungen durch Cybercrime bereithalten. Der Wandel in der „Boombranche Sicherheit“ ist massiv und allerorten zu spüren.

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