Freund oder Feind?

Freund oder Feind?

10 Thesen zur Veränderung im Verteidigungsbereich – Teil 3: Warum man mit der Einteilung in “Freunde” und “Feinde” nicht mehr weiter kommt.

Im Kalten Krieg war die Sache klar. Dort der Feind, hier die Freunde. Dann kam die lange Zeit des “Friedens” bis man Unterschiede und Feindschaft wieder neu entdeckte. Und heute? Wir leben in einer Zeit der Auflösung klarer Begriffe wie “Krieg”, “Waffe”, “Freund” und “Feind”

Die Hybridisierung der Kriegsführung der letzten 20 Jahre hat die Grenze dessen, was als “Frieden” und was als “Krieg” bezeichnet werden kann, aufgelöst. China und die USA sind sich heute ideologisch und ökonomisch spinnefeind. Gleichzeitig sind diese Unterschiede bei globalen Herausforderungen, wie dem Klimawandel, bei Pandemien oder gegenüber Terrororganisationen nicht vorhanden. Zusammenarbeit ist hier angesagt.

Gleichzeitig lösen sich die klaren Grenzen und Definitionen, dessen, was die Anwendung von Gewalt anbelangt und was Waffen sind, auf. Hybridisierung bedeutet, dass ehemals friedlich genutzte Systeme und Dienstleistungen immer mehr zur Waffe werden. Das gilt für Handelsbeschränkungen, Forschung und Entwicklung, Medikamente, soziale Medien usw. – Es gibt eine ganze Reihe neuer “Waffen”, die in einem solchen hybriden Szenario doppelt genutzt werden. Und es geht einher mit der Auflösung dessen, was als “Freund” und “Feind” angesehen werden kann. 

Neues Narrativ internationalen Rechts wird benötigt

China und die USA, die den größten Beitrag zu UN-Friedensmissionen leisten, arbeiten einerseits in Fällen gemeinsamer Interessen eng zusammen und stehen andererseits am Rande eines Krieges, wenn ihre Interessen nicht übereinstimmen (wie im indopazifischen Raum). Es ist wahrscheinlich, dass die Chinesen (oder die Russen oder andere) bei bestimmten militärischen Missionen eng mit den USA zusammenarbeiten werden, während Vasallentruppen in parallelen Konflikten im Namen anderer Nationen gegeneinander kämpfen. 

In Bezug auf die Ausrüstung bedeutet dies, dass hochwertige militärische Ausrüstung höchstwahrscheinlich nicht im Rahmen von Kooperationsmissionen, sondern in Vasallenstaaten eingesetzt werden wird. Das Portfolio derjenigen, die High-End-Waffen kaufen wollen, wird sich erweitern. Beispiel Bergkarabach-Konflikt: Dort haben die neuesten Drohnentechnologien den Krieg zwischen zwei der ärmsten Staaten der Welt entschieden. Aber wir haben in diesem Fall auch gesehen, dass Spitzentechnologie nicht gleichbedeutend mit hohen Investitionen ist. Dilemma ist, dass ein klares Narrativ und ein klarer struktureller Rahmen, zum Beispiel im Rahmen anwendbaren internationalen Rechts, fehlt. Diese Lücke gilt es möglichst schnell zu schließen. Sonst wird aus einem Scharmützel eventuell doch etwas, was dem Namen “Krieg” mehr als gerecht wird.

Demnächst Teil 4: Warum Militärs wieder eine zunehmende Rolle bei neuen Technologien spielen werden.

Thomas Franke

Thomas Franke has been working for more than 30 years in the field of security and defense. One of the main focuses of his recent activities is the "Forum Vernetzte Sicherheit gGmbH," which he founded. This is a news portal and network dedicated to promoting interdisciplinary exchange on all essential aspects of security. During his work as an advisor in the German Bundestag, Franke became familiar with the concept of synergistic security. It's NATO affiliation is the "comprehensive approach". He adopted this approach and consistently emphasized security aspects during his numerous roles as soldier, researcher, press officer and publisher. Through this, Franke gained expertise not only in the military domain but also in financial security, corporate risk management, political and societal risks. Among other initiatives, Franke advocates for research projects that enable a new security architecture through collaboration between civilian, governmental, and scientific actors (Public-Private Partnerships/PPPs). Until March 2021, he led a bilateral research project on security in pharmaceutical logistics, funded by Germany's Federal Ministry of Education and Research (BMBF) and Austria's Ministry for Innovation and Technology (BMVIT). Most recently, Franke is mainly focused on cognitive warfare, Enterprise Architecture Management and human performance modification for the Federal Armed Forces of Germany.